Die Herren der Bestien

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Tierbändiger

 

Tierbändiger nennen die Gelehrten der Alten Welt eine besondere Gruppe innerhalb der Gesellschaft der Waldelfen in Athel Loren. Es handelt bei den Tierbändigern um Elfen, die über die seltene Gabe verfügen, sich mit allen Tieren unterhalten zu können. Zudem können sie sich meist in ihr Totemtier verwandeln und in dieser Form im Wald auftreten oder an einer Schlacht teilnehmen, begleitet von einer ganzen Meute von Tieren.

Die Tierbändiger leben isoliert in der Wildnis zusammen mit den Tieren und haben sich oft soweit von ihren eigenen Verwandten, daß viele ihren eigenen Namen oder gar die Sprache der Elfen vergessen haben, wenn sie diese je beherrscht haben sollten. Obwohl die Asrai versuchen, in Zeiten der Not mit den Tierbändigern in Verbindung zu treten, sind diese auf unauffindbar. Alle Tierbändiger haben jedoch eine magische Verbindung zu Orion, dem König des Waldes. Auf seinen Ruf hin versammelten sich früher ganze Einheiten von Tierbändigern, um an Orions Seite für den großen Wald zu kämpfen.

Tierbändiger können als Totemtier praktisch jedes Tier haben annehmen. Wodurch man ein Tierbändiger wird und wie die Wahl des Totemtieres erfolgt, ist allen Gelehrten und selbst den Asrai unbekannt. Nur Alarielle und Orion tragen dieses geheime Wissen in sich. In der Vergangenheit waren die Totemtiere der Tierbändiger oft Keiler, Bären, Wildkatzen oder Jagdhunde.

Waren Tierbändiger bis vor wenigen Jahrhunderten noch häufiger anzutreffen, sind sie nun sehr selten geworden. Bekannt sind unter den Asrai Skaw der Falkner and Gruath, genannt der Tierbändiger. Ob noch andere Tierbändiger zur Zeit in den Diensten Orions stehen, ist nicht bekannt und auch wenig wahrscheinlich.

 

Skaw der Falkner

Die Waldelfen erzählen sich, daß Skaw in einem großen Horst in dem Wipfel einer sehr alten Kiefer in der Nähe der Kiefernlichtung am Grauen Gebirge lebt, umgeben von seinen Falken. Hier spricht er auch mit den Riesenadlern und allen Vögeln und Raubvögeln des Waldes.

Er meidet den Kontakt mit anderen Waldelfen, kämpft jedoch an ihrer Seite, wenn Eindringlinge den Wald bedrohen. Die Kundschafter und die Sippen nehmen oft großen Mühen auf sich, um Skaw aufzuspüren und um seinen Beistand zu bitten. Er befehligt einen Schwarm von Kampffalken, die sich auf seinen Befehl hin wie tödliche Speere aus der Luft auf den Gegner herabstürzen. Diese scharfäugigen, lebenden Geschosse attackieren Feinde mit ihren Schnäbeln und Klauen und fügen ihren Opfern erheblichen Schaden zu, mehr als es ein Pfeil je könnte. Dann kehren sie zu ihrem Herrn zurück, oft mit Fleischbrocken in ihrem gekrümmten Schnabel und blutigen Klauen.

Aber auch Skaw selber ist ein formidabler Kämpfer, den jeder Hochgeborene gerne in seinen Reihen weiß. Er verwendet eine einzigartige Waffe, den Krallenflegel. Dieser besteht aus drei langen Lederriemen, an deren Ende sich die messerscharfen Klauen verendeter großer Raubvögel befinden. Im Gegensatz zum klassischen Flegel mit Holzschaft, Kette und stachelbewehrten Stahlkugeln ist der Krallenflegel sehr leicht und kann einhändig geschwungen werden, ähnlich einer Peitsche. Dadurch schlägt er immer zuerst zu. Zudem umschlingen die langen Riemen die Gliedmaßen und Waffen, sodaß diese nicht mehr zurückschlagen können, während die Klauen des Krallenflegels schreckliche Wunden reißen.

Skaw trägt einen Umhang aus Federn, der seine vogelähnliche Erscheinung noch deutlich verstärkt und ihm Tarnung im Wald und Schutz vor Geschoßen bietet. Manche sagen sogar, sie haben ihn mit diesem Federumhang fliegen sehen. Sein Totemtier ist der Falke, ob er aber auch die Gestalt eine großen Kriegsfalken annehmen kann oder mit dem Umhang fliegen kann, wird zwar vermutet ist aber nicht bestätigt.

 

Gruarth, der Tierbändiger

Nur noch wenige Asrai wissen, daß sein Name ursprünglich Gruarth lautete; er ist in Athel Loren einfach nur als „der Tierbändiger“ bekannt. Gruarth hat sowohl seinen Namen als auch die Sprache der Elfen vergessen, so wird es berichtet. Noch niemand hat in je ein Wort sprechen hören, abgesehen vom Geknurre, mit dem er sich mit den Tieren des Waldes unterhält. Es verwendet nur noch die Rufe und Gesten der Bestien des Waldes zur Kommunikation.

Er lebt in den Tiefen des Waldes und verbringt die Nächte in den Horsten und Höhlen der Tiere. Tagsüber jagt er mit diesen Tieren des Waldes zusammen und verschlingt seinen Teil der Beute. Die ständigen Begleiter Gruarths sind die beiden riesigen Säbelzahntiger Fangzahn und Todeskralle, die letzten ihre Gattung in ganz Athel Loren.

Wenn das Waldreich der Asrai bedroht ist, senden die Sippen ihre Kundschafter aus, um auf Gruarth um Hilfe und Beistand im Kampf zu bitten. Er kämpft stets alleine und kontrolliert seine Säbelzahntiger, die über das dem Schlachtfeld schleichen und ihre Beute zu Boden reißen. Tiere und Tierbändiger agieren immer zusammen, und die Tiere gehorchen seinem Befehl blind. Auch ist ihre Bindung so stark, daß im Falle des Todes des Elfen oder der Bestien der andere Teil haßerfüllt unter den Gegnern wüten würde. Nach einer Schlacht verschwindet Gruarth wieder wortlos in den Tiefen des Waldes, zusammen mit seinen Säbelzahntigern.

Um seine Verbundenheit mit den Tieren des Waldes zu demonstrieren, trägt Gruarth einen Mantel aus mehren Lagen dicken Leders und Tierfell, geschmückt vom prächtigen Kopf eines gehörnten Tieres. Diese schützt ihn gleichsam vor den Dornen des Unterholzes wie  vor den Klingen des Gegners.

Bewaffnet ist Gruath mit einer besonderen Jagdwaffe, der Bola. Bei einer Bola handelt es sich um drei mit Steinen beschwerte Lederriemen, die an ein langes Lederlasso befestigt sind. Gruarth schwingt die Bola über dem Kopf, und mit seinem gezielten Wurf wickeln sich die drei kurzen Lederriemen um die Beine von Tieren und Feinden, welche zu Boden stürzen und bewegungsunfähig sind. Dann gibt Gruarth ihnen mit seinem Jagdmesser aus Obsidian den Gnadenstoß.

Durch seine außerordentlich Flinkheit im Umgang mit dieser Waffe und die Begleitung seiner wilden Bestien ist Gruarth ein gefürchteter Gegner. Nur haben die wenigsten Feinde Gelegenheit, von dieser Begegnung zu berichten.

 

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