Mit blankem Schwert

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Das Rittertum Bretonias

 

Die Ursprünge des Rittertums
Als die Hochelfen die Länder der Alten Welt verließen und in den Westen segelten, verfielen ihre uralten Städte zu Ruinen und das Land verwandelte sich erneut in eine Wildnis aus Wäldern, kahlen Ebenen und unheimlichen Marschen. Wilde und primitive Stämme der Menschen, Vorfahren der Bretonen, kämpften mit Orks und Goblins um die Herrschaft über das Land. Manchmal gewannen die Orks die Oberhand, brannten die Siedlungen der Menschen nieder und versklavten die Einwohner. Zu anderen Zeiten drängten die Menschen die Orks zurück in die Wälder und Berge, kultivierten neue Landstriche und erbauten hohe, steinerne Wachtürme, um nach zurückkehrenden Orks Ausschau zu halten und im Falle eines erneuten Krieges Zuflucht zu gewähren.

Von den wenigen Zwergenschmieden, die das Land immer noch durchwanderten, lernten die Bretonen, Waffen und Rüstungen aus Eisen und Stahl herzustellen. Zur gleichen Zeit lernten sie auch, die Wildpferde aus den riesigen Wäldern zu zähmen und zu reiten. Sie züchteten sie zu kräftigen und ausdauernden Tieren heran, um mit ihnen ihre Felder zu pflügen und sie die schweren Wagen ziehen zu lassen, mit denen sie die Steine und die großen Eichenstämme zu den Bauplätzen der Wachtürme transportierten. Diese Rösser konnten einen Krieger in voller Rüstung tragen und ermöglichten es den Bretonen, die Wildschweinreiter der Orks und Wolfsreiter der Goblins niederzureiten und sie aus ihren Ländern zu treiben.
Während Sigmar aus den Stämmen östlich des Grauen Gebirges das Imperium formte, kämpften die Vorfahren der Bretonen gegen die Orks um das Land westlich der Berge. Diese Auseinandersetzungen dauerten viele Jahrhunderte lang an. Wo immer sich die Menschen auch niederließen, lebten sie in der ständigen Gefahr, dass Orkhorden ihre Häuser niederbrannten und sie versklavten. Obwohl die Bretonen sich schließlich vereinten und zu einer starken Nation heranwuchsen, dauert dieses Problem bis heute an. Das Königreich der Bretonen wächst und gedeiht nur, solange die tapferen Krieger des Landes ihre Heimat gegen die zahlreichen erbitterten Feinde verteidigen.

Unter den Stämmen der Bretoni entwickelte es sich zur Gewohnheit, dass der beste und tapferste junge Mann des Dorfes ständig Waffen trug und sich bereithielt, unerwartete Gegner zu stellen. Die anderen Bewohner des Dorfes mühten sich für ihre eigene Nahrung, waren aber dazu verpflichtet, auch den Krieger und sein Schlachtross zu versorgen. Der Krieger erhielt die besten Früchte des Landes, das beste Fleisch und den besten Wein. Im Zusammenspiel mit dem regelmäßigen Training und den vielen Waffenübungen sonderte dies den Krieger von den normalen Männern der Dörfer ab. Er war deutlich größer, gesunder und widerstandsfähiger als die normalen Bauern. Der ausgewählte Krieger wohnte in dem Wachturm des Dorfes, einem hölzernen Bauwerk, das sich in späteren Zeiten zu einem Schloß entwickeln sollte, und nahm die hübscheste Frau des Dorfes zur Gemahlin. Im Gegenzug verpflichtete sich der Krieger mit seiner Ehre, das Dorf gegen jeden noch so schrecklichen Feind zu verteidigen. Im Notfall musste er sich sogar einer marodierenden Orkhorde ganz alleine entgegenstellen!

Diese Krieger erhielten bald den Namen Ritter, da sie in den Kampf ritten, und im Verlauf der Jahrhunderte entwickelten sich sowohl der Ritter als auch sein Schlachtross zu außergewöhnlichen Beispielen ihrer Art. Obwohl auch die anderen Stämme der Menschen in der Alten Welt Ritter kannten, so waren es doch die Bretoni, welche die Traditionen des Rittertums immer weiter verfeinerten.


 

Ein Ritter werden
Das Schicksal jedes bretonischen Dorfes hängt von der Stärke und dem Mut des Kriegers ab, den seine Bewohner zu ihrer Verteidigung auserwählt haben. Wenn der Krieger geschlagen wird, kann der Gegner das Dorf ungehindert plündern oder niederbrennen und seine Einwohner versklaven oder töten. Der zur Verteidigung auserwählte Krieger muss also wirklich außergewöhnliche Qualitäten aufweisen.
Gemäß der alten Bräuche der Bretonen, die auch heute noch volle Gültigkeit haben, muss jeder, der das Privileg und die Ehre eines Ritters für sich beanspruchen will, zuerst durch die Erfüllung einer gefährlichen Aufgabe seinencWert beweisen. Normalerweise erwählt die hübscheste Jungfrau des Dorfes diese Aufgabe aus, da sie den angehenden Ritter im Falle seines Erfolges heiraten wird. Eine übliche Aufgabe besteht in der Erlegung eines gefährlichen Monsters, das die Gegend unsicher macht und Bauern verschlingt. Jeder tapfere und furchtlose junge Mann kann sich an einer solchen Aufgabe versuchen. Viele kommen bei dem Versuch um, und nur wer den Kopf des erschlagenen Monsters zurückbringt, erhält das Privileg des Rittertums.

Wenn sich ein junger Mann freiwillig für diese Aufgabe meldet, wird er zu einem Fahrenden Ritter. Er muss sich selbst möglichst gut bewaffnen und ausrüsten und zieht oft mit einer alten oder geliehenen Rüstung in die Welt. Wenn ein Fahrender Ritter seine Aufgabe erfolgreich abschließt, erhält er den Rang und die Ehre eines vollwertigen Ritter des Königs. Als Belohnung bekommt er die beste Rüstung, welche die Bewohner des Dorfes sich leisten können, und das edelste Schlachtross. Er herrscht fortan über das Dorf und kontrolliert dessen Ressourcen und Einwohner. Das Dorf mit der Burg und die umliegenden Felder werden zu seinem Landgut, und er darf sie als seinen Besitz betrachten.

Falls ein Dorf keinen Ritter hat, der es verteidigt, ist es meist dem Untergang geweiht! Wenn sich unter den Dorfbewohnern keine Fahrenden Ritter finden lassen, muss der Herzog der Provinz oder der König selbst einen Anwärter bestimmen. Diese mächtigen Herrscher verfügen in ihren Burgen über ein Gefolge aus Fahrenden Rittern, die alle auf die Chance warten, sich als echte und vollwertige Ritter beweisen zu dürfen. Unter diesen Anwärtern befinden sich oft auch die eigenen Söhne der Herrscher. Manchmal erhält ein Fahrender Ritter die Aufgabe, ein verlassenes Gebiet erneut in Besitz zu nehmen. Wenn ihm dies gelingt, darf er das neue Land meist behalten und fortan darüber herrschen.

Wenn es einem Fahrenden Ritter nicht gelingt, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen, er aber bei dem Versuch nicht ums Leben kommt, bleibt er ein Fahrender Ritter. Er strebt danach, sich zu beweisen, indem er eine andere Aufgabe erfüllt. Diese Fahrenden Ritter erweisen sich meist als noch begieriger und ungeduldiger, einen würdigen Gegner oder ein Rache erforderndes Übel zu finden, als zuvor. Aus diesem Grund sind die Fahrenden Ritter berühmt für ihren leichtsinnigen Heldenmut und ihre Impulsivität.


 

Knappen und Landsknechte
Oft muss ein Ritter seine Länderein verlassen und weit reisen, um an einer Schlacht teilzunehmen. Während der Zeit seiner Abwesenheit kann er das Dorf nicht gegen Überfälle von Plünderern verteidigen. Um es nicht völlig schutzlos zurückzulassen, fordert der Ritter einen Dienst von seinen Bauern. Sie müssen im Falle eines Angriffs als Landsknechte oder, falls sie gut mit dem Bogen umgehen können, als Bogenschützen die Burg verteidigen, so dass die übrigen Dortbewohner sie als Zuflucht nutzen können. Landsknechte und Bauern erhalten Waffen und Kleidung aus den Ressourcen der Burg, so dass sie oft die Farben des Ritters tragen und ihre Ausrüstung verschiedene Qualität aufweist.

Wenn sich die Burg bis zur Rückkehr des Ritters hält, vertreibt er mit Hilfe seiner Landsknechte, die er aus den stärksten und zuverlässigsten seiner Bauern auswählt, sämtliche Gegner, die sich in seinem Land herumtreiben. Wenn das Land wieder sicher ist, legen die Bauern ihre Speere und Bögen beiseite und kehren auf die Felder zurück. Wenn ein Bauer das Bogenschießen beherrscht, dient er als Bogenschütze. Da die Dorfbewohner keine Ritter sind, müssen sie sich nicht an den ritterlichen Ehrencodex halten, der dazu verpflichtet, Feinden nur im Nahkampf gegenüberzutreten. Ein Bauer kann seine Felder verteidigen, indem er Goblins abschießt, wie er es auch mit jedem anderen Ungeziefer tun würde!

In jeder Burg befindet sich eine Anzahl von Landsknechten und Bogenschützen, die sich zu jeder Zeit einsatzbereit halten. Außerdem benötigt der Ritter vertrauenswürdige Diener, die seinen Haushalt erledigen, seine Pferde versorgen und seinen Willen vertreten, während er sich auf Reise befindet. Natürlich braucht er auch Begleiter auf Pferden und zu Fuß, wenn er sich auf die Jagd begibt.

Da die Jagd immer eine gute Übung für den Krieg und die Reise darstellt und Ritter eine Vorliebe dafür hegen, jeden Tag mit Wildschwein- und Rehfleisch zu feiern, verbringen sie viel Zeit mit dieser Beschäftigung. Aus diesem Grund hat jeder Ritter immer einige Knappen in seinem Gefolge. Einige dieser Knappen reiten auf Pferden, andere gehen zu Fuß. Der Ritter wählt die Knappen aus den besten Landsknechten und Bogenschützen aus, und manchmal befinden sich unter ihnen sogar die Söhne des Ritters.

Knappen werden später häufig zu Fahrenden Rittern und erlangen selbst den Ritterstand. Während sie den Ritter auf seinen Reisen begleiten, erlernen sie die Kriegskunst und den ritterlichen Ehrencodex, wenngleich sie als Knappen nicht wie der Ritter an dessen Einhaltung gebunden sind. Ein Knappe darf also durchaus einen Langbogen in der Schlacht einsetzen.

Knappen entwickeln sich oft zu fähigen Plänklern und Kundschaftern, da sie während der vielen Jagden als Treiber große Erfahrung sammeln. Ihr Aufgabenbereich erstreckt sich auch auf die Bemannung der Wächtürme an den Grenzen der Ländereien ihres Herren, das Patrouillieren der Wege, das Eintreiben von Lehnsabgaben, das Verfolgen von Briganten oder Wilderern, das Eskortieren adliger Damen, das Überbringen von Nachrichten, das Auskundschaften von Orkhorden und das Ausschauhalten nach Feinden.

 

Der Ritterliche Ehrencodex
Seit der Zeit des Gilles le Breton hat sich ein ritterlicher Ehrencodex in Bretonia entwickelt. Dieser Codex entstand aus der alten Kriegertraditionen und nahm unter dem Einfluss der Legende der Herrin des Sees einen religiösen Status an. Die Verehrung der Herrin entwickelte sich in Bretonia schnell zum dominierenden Glauben und ersetzte oder verdrängte andere Religionen des Landes.

Einer der frühen Könige Brelonias, vielleicht Louis der Unbesonnene oder Guillaume, ließ den Rittercodex in aller Formalität schriftlich niederlegen und ernannte Herolde, um die Ränge und Stände der Ritter in ganz Bretonia zu regeln. Der damals etablierte Ehrencodex ist bis zum heutigen Tage beinahe unverändert geblieben.

Die Sieben Gebote der Ritterlichkeit
Der Ehrencodex der Ritter Bretonias verlangt, dass alle Ritter des Landes stets die Sieben Gebote der Ritterlichkeit befolgen:
• Diene der Herrin des Sees
• Verteidige die dir anvertrauten Ländereien
• Schütze die Schwachen und kämpfe für die Gerechtigkeit
• Bekämpfe die Feinde der Tugend und der Ordnung
• Gib niemals einen Kampf auf, solange der Gegner nicht geschlagen ist
• Brich niemals das Vertrauen eines Freundes oder Verbündeten
• Lege stets Höflichkeit und Achtung an den Tag

Bevor sich ein Fahrender Ritter an die Erfüllung der ihm auferlegten Aufgabe macht, muss er bei seinem Schwerte schwören, diese sieben Gebote zu befolgen. Wsenn ein Ritter die Gebote bricht, entehrt er sein Schwert. Die Bretonen glauben, dass ein entehrtes Schwert seinem Träger in der Schlacht den Dienst verweigert, indem es schartig wird oder gar zerbricht.

Die Vorschriften der Ehre
Abgesehen von den Geboten der Ritterlichkeit existieren verschiedene traditionelle 'Vorschriften der Ehre', an denen sich alle Ritter orientieren. Diese Vorschriften stellen einen wichtigen Teil des ritterlichen Ehrencodex dar. Die Vorschriften lassen sich bis zu den Anfängen des Rittertums in Bretonia zurückverfolgen und kennzeichnen die Ritter Bretonias als einzigartig unter den Rittern aller Länder der Menschen.

Im Folgenden findest sich eine Zusammenfassung der wichtigsten Vorschriften der Ehre:
• Diene der Herrin des Sees
• Ein Ritter stellt sich seinen Gegnern ausschließlich im Nahkampf, er verwendet niemals Schusswaffen
• Ein Ritter akzeptiert eine Herausforderung zum Zweikampf immer
• Ein Ritter zieht niemals sein Schwert gegen einen anderen bretonischen Ritter, es sei denn während eines Zweikampfes oder eines Turniers
• Ein Ritter zieht sich niemals vor seinen Feinden zurück

Der Zweck der Vorschriften der Ehre liegt darin, dass ein Ritter seine eigene Ehre und somit die Ehre des gesamten Ritterstandes aufrecht zu erhalten vermag. Aus diesem Grund genießen die Ritter den Respekt der Bauern und aller anderen Klassen und Stufen der bretonischen Gesellschaft.
Wenn ein Ritter eine oder gar mehrere der Vorschriften der Ehre bricht (was nur sehr selten geschieht, aber durchaus vorkommt, wenn er in extreme Situationen gerätt, strebt er danach, seine Schmach zu tilgen. Dies kann er auf drei Arten vollbringen. Zum einen kann er sich auf die Gralssuche begeben, zum anderen kann er sein Leben vollständig der Herrin des Sees verschreiben und drittens kann er eine Heldentat vollbringen, die sein Vergehen in den Schatten stellt.

Wenn ein Ritter beschuldigt wird, sich unehrenhaft verhalten oder gegen die Gebote der Ritterlichkeit verstoßen zu haben, kann er sich durch das Gesetz des Zweikampts gegen seinen Anschuldiger verteidigen. Wenn der Anschuldigende selbst nicht dem Ritterstand angehört, kann er auch einen Champion ernennen, der an seiner Stelle den Zweikampf austrägt.

 

Fahrende Ritter
Gemäß des ritterlichen Ehrencodex sind die Fahrenden Ritter der erste und niedrigste Rang des Rittertums. Die alte Tradition des angehenden Ritters, der sich selbst durch tapfere Heldentaten als würdig erweist, die Herrschaft über größere Ländereien zu erhalten, gilt noch heute als die Grundlage des Rittertums und hat dem Königreich Bretonia in der Vergangenheit immer gute Dienste geleistet.
Meist bekommt ein Fahrender Ritter von seiner Patronin, traditionsgemäß die hübscheste Maid des Dorfes, eine Aufgabe gestellt. Er kann aber auch als Fahrender Ritter im Gefolge eines Herzogs oder des Königs verbleiben, bis er eine spezielle Aufgabe erhält oder eine Heldentat vollbringt, mit der er sich ausreichend bewährt.

 

Ritter des Königs
Wenn es einem Fahrenden Ritter gelingt, seine Aufgabe zu erfüllen, erreicht er die Stufe eines Ritters des Königs. Ein Ritter des Königs hat sich all der Vorteile des Rittertums als würdig erwiesen. Er kann es mit seiner Ehre vereinbaren, die Lehnabgaben und Zehnten der Bauern zu akzeptieren, da er sie als Gegenleistung beschützt. Er ist also bereit, über ein Dorf, dessen Burg und die umliegenden Felder zu herrschen, was die Bretonen als 'Lehen' bezeichnen.
Wenn die Bretonen neues Land erobern, erschaffen sie vorzugsweise neue Länderein für Fahrende Ritter, anstatt bestehende Ländereien zu vergrößern, da diese sich mit zunehmender Größe immer schwieriger verteidigen lassen. Es besteht die einfache Regel, dass ein Ritter seine Ländereien am einfachsten verteidigen kann, wenn er sie vom höchsten Turm seiner Burg aus vollständig überblicken und an einem Tag an ihrer gesamten Grenze entlangreiten kann. Es erweist sich außerdem als nützlich, wenn der Ritter das Schloss des benachbarten Ritters von seinem Turm aus sehen kann, um durch vereinbarte Signale Verstärkung anfordern zu können oder Nachricht über das Anrücken feindlicher Streitmächte an seine Nachbarn weiterzugeben.

Die Bretonen erwarten von einem Ritter, das er seine Ländereien gegen ein Monster oder eine Horde aus etwa zwölf Eindringlingen ganz alleine verteidigen kann! Da er über die Menschen in seinem Dorf verfügt, kann er seine Landsknechte und Bogenschützen zur Unterstützung heranrufen. Wenn sich die Bedrohung nicht durch eine offene Schlacht abwenden lässt, suchen die Dorfbewohner Zuflucht in der Burg des Ritters, von wo aus er ihre Verteidigung organisiert. Wenn seine Ländereien von einer größeren Streitmacht angegriffen werden, kann der Ritter andere Ritter um Hilfe bitten, ohne dadurch einen Ehrverlust zu erleiden. Wenn seine Ländereien nicht äußerst abgelegen sind, eilen andere Ritter ohnehin meist bereits herbei, bevor der bedrohte Ritter sie um ihre Unterstützung bitten muss!

Wenn ein Ritter des Königs seine Ländereien viele Jahre lang hält, verfügt er meist über ein großes Gefolge Fahrender Ritter, zu denen oft auch seine eigenen Söhne zählen. Seit der Zeit des Gilles ist es Sitte, dass ein Ritter des Königs seine Ländereien an einen seiner Söhne weitergibt, wenn dieser seine Aufgabe als Fahrender Ritter erfolgreich beendet hat. Der ältere Ritter begibt sich dann auf die Gralssuche und wird zu einem Questritter.

Falls der Ritter mehrere Söhne hat, erhält der älteste von ihnen die Ländereien, nachdem er seine Aufgabe erfolgreich abgeschlossen hat. Wenn auch die anderen Söhne ihre Aufgaben erfüllen, erhalten sie Teile der Ländereien, falls diese groß genug sind. Dieses Land ist normalerweise ein Streifen wilden Landes, der oft noch darauf wartet, besetzt und besiedelt zu werden. Die Aufgabe eines Sohnes kann sogar darin bestehen, das Land zu erobern und lange genug zu halten, um dort ein Schloss zu errichten und Bauern anzusiedeln. Auf diese Weise entstehen ständig neue Ländereien aus der Wildnis Bretonias, während die Ritter Orks und anderen Feinde außerhalb der Grenzen des Reiches halten.

Falls es kein geeignetes Land in Besitz zu nehmen gibt, geben die jüngeren Söhne normalerweise ihre Ansprüche auf eine Burg auf und schließen sich statt dessen dem Gefolge eines Herzogs oder sogar dem des Königs an. Einige begeben sich auch sofort im Anschluss an die Erfüllung ihrer Aufgabe auf die Gralssuche.

 

Questritter
Questritter sind Ritter, die ihre Burgen und Ländereien oder ihre Ansprüche auf solche Besitztümer aufgegeben haben. Der Questritter unterliegt nun keinen Verpflichtungen mehr, da er keine Ländereien zu verteidigen hat, und kann sich auf eine persönliche und spirituelle Suche begeben, die ihn in neue Abenteuer und zu neuen Ehren führt. Auf seiner Queste begibt sich der Ritter oft weit von seiner Heimat fort und überschreitet häufig sogar die Grenzen Bretonias.
Manchmal macht sich ein Fahrender Ritter, der seine Aufgabe erfüllt hat, sofort auf die Suche nach dem Gral, ohne jemals Ländereien besessen zu haben. Obwohl er das Anrecht auf den Titel eines Ritters des Königs hat, gibt er seine feudalen Rechte auf und verschreibt sein Leben der Herrin des Sees, um als Questritter die nächste Stufe in der Hierarchie des Rittertums zu erklimmen. Dies betrachten die Bretonen als eine ausgesprochen edle Geste. Herrschersöhne, die nicht für die Verwaltung eigener Ländereien vorgesehen sind, verzichten oft auf das Leben als Ritter des Königs, und sogar die Söhne des Königs selbst begeben sich teilweise sofort auf die Gralssuche. Auf diese Weise kommt es häutig vor, dass Gralsritter auf dem Thron Bretonias sitzen!

Questritter begeben sich auf die Suche nach dem Gral, um aus ihm zu trinken. Erst nachdem ein Ritter viele Gefahren und Entbehrungen durchgemacht hat, kann er damit rechnen, den Gral zu finden. Seine Tapferkeit, seine Ehre und Beharrlichkeit werden dabei aufs Äußerste beansprucht und auf harte Proben gestellt. Während seiner langen Suche sieht ein Ritter die Herrin des Sees und den Gral manchmal in Träumen oder Visionen. Diese Bilder treiben ihn stetig vorwärts, inspirieren und ermutigen ihn auf seiner Suche. Seit ihrem ersten Erscheinen bei Gilles haben bereits unzählige Questritter in allen Teilen Bretonias die Herrin des Sees gesehen. Sie ist ein magisches Lebewesen und außerdem der Geist des Landes, der zu beliebiger Zeit an einem beliebigen Ort erscheinen kann. Sie zu erblicken bedeutet, ihre Gunst und ihre Belohnung zu genießen. Tatsächlich stößt ein Questritter, der sich von den Visionen der Herrin leiten lässt, manchmal auf eine uralte magische Waffe oder ein ähnliches Relikt. Die ultimative Belohnung besteht natürlich darin, von ihrem heiligen Kelch, dem Gral, trinken zu dürfen.

Wenn sich ein Ritter auf die Gralssuche begibt, hat er sich von sämtlichem weltlichen Ehrgeiz gelöst. Er genießt weitaus höheres Ansehen und bekleidet einen deutlich höheren Rang als alle Fahrenden Ritter oder Ritter des Königs, selbst wenn diese mächtige Herzöge sind. Questritter stehen über den anderen Rittern, da sie sich härteren Tests und schwierigeren Aufgaben stellen müssen und außerdem die Belohnungen und die Gunst der Herrin des Sees erhalten. Auf dieses Glück kann kein Ritter hoffen, solange er sich nicht auf die Gralssuche begibt.

 

Gralsritter
Ein Ritter, der den Gral findet und von ihm trinkt, genießt die Gunst und den Segen der Herrin des Sees und wird zu einem Gralsritter. Erst wenn ein Questritter unzählige Gefahren überstanden und viele schreckliche Feinde und Monster niedergerungen hat, darf er darauf hoffen, den Gral zu finden. Viele Questritter kommen bei der Suche ums Leben, ohne den Gral jemals zu Gesicht bekommen zu haben.
Wer den Gral tatsächlich aufspürt, kehrt als ein anderer Mensch zurück. Als erstes werden alle, die ihn bereits vorher kannten, seine beeindruckendere Statur und Haltung bemerken. In der Schlacht und auf dem Kriegszug kann ein Gralsritter größere Entbehrungen als jeder gewöhnliche Ritter auf sich nehmen und verkraften. Mächtige Feinde blicken voller Furcht zu ihm empor. Wenn der Ritter spricht, was nicht häufig geschieht, so erschallen seine Worte mir ehrfurchtgebietender Autorität und bieten einen Ansporn für alle, die sie vernehmen. Er kennt weder Furcht noch Verzweiflung. Viele Gralsritter kann nicht einmal mehr Magie beeinflussen.

Gralsritter haben sich von den alltäglichen Problemen der Welt losgelöst. Sie dienen ausschließlich der Herrin des Sees, indem sie Ehre, Tugend und Gerechtigkeit aufrechterhalten. Bretonia ist das heilige Land der Herrin des Sees, und die Gralsritter verhindern, dass Böses oder Verdorbenheit das Land entehrt.
Wenn ein Gralsritter erfolgreich von seiner Suche zurückkehrt, wird er die Herrschaft über seine alten Ländereien nicht zurückfordern, denn mit diesen Sorgen muss sich nun sein ernannter Nachfolger herumquälen. Statt dessen nimmt der Gralsritter häufig das Leben eines Eremitenritters an und lebt in einer der Gralskapellen. Viele dieser Kapellen liegen an einsamen Plätzen in Wäldern oder der Wildnis, außerhalb der Grenzen bewohnter Ländereien. Hier versorgen und bedienen ihn die Bauern, da ihm dieses Recht als Ritter nach wie vor zusteht. Im Gegenzug können diese sich auf sein wachsames Auge und sein Schwert verlassen, mit dem er die Ländereien beschützt. Tatsächlich finden viele Feinde ein Ende durch das Schwert eines Gralsritters, lange bevor sie überhaupt in die Felder der Ländereien eindringen können. In Zeiten größter Gefahr schickt der Herrscher einer Region oft Nachrichten an alle Gralsritter in der Umgebung, um sie um Unterstützung zu bitten. Manchmal, wenn ein Ritter seine Ländereien gegen einen schier unbesiegbaren Feind verteidigt, tritt ein Gralsritter ungefragt an seine Seite, um ihm zu helfen. Gemeinsam schlagen sie den Feind in die Flucht, und anschließend verschwindet der Gralsritter, ohne eine Belohnung oder Dank zu fordern.

Im gesamten Land Bretonia finden sich Kapellen, die dem Gral und der Herrin des Sees geweiht sind. Die Ursprünge der Gralskapellen gehen auf Gralsritter zurück, die diese Bauwerke an Orten errichteten, an denen sie eine Vision der Herrin des Sees erblickten oder eine magische Waffe fanden. Spätere Generationen von Gralsrittern entschieden sich, in den alten Gralskapellen zu leben, wenngleich auch immer wieder neue Kapellen entstehen. Gralskapellen dienen auch als ewige Ruhestätten für die Knochen verstorbener Gralsritter und ihrer magischen Waffen. Fahrende Ritter hoffen oft darauf, ein solches Relikt aufzuspüren und an sich nehmen zu können, und in Zeiten größter Gefahr dienen magische Gegenstände aus den Gralskapellen oft der Verteidigung von Ländereien.

Bauern aus dem umliegenden Land verehren in den Gralskapellen die Herrin des Sees. Sie glauben, dass ihr heiliger Kelch, der Gral, das Land zum Blühen bringt. Die Bauern halten die Gralsritter für die Diener der Herrin, die das Land zu Lebzeiten verteidigen und auch nach ihrem Tod als rächende Engel der Herrin ihre Pflichten als Beschützer des Landes erfüllen.


 

Bretonische Turniere
Bretonische Ritter lieben nichts mehr als ein Turnier, außer vielleicht einen ehrlichen und gerechten Krieg! In Bretonia finden viele Turniere statt. Die größten dieser Turniere sind die königlichen Turniere, die zwei oder sogar vier Mal jährlich stattfinden, um den Beginn einer neuen Jahreszeit zu begrüßen. Desweiteren gibt es noch die Turniere, welche die Herzöge veranstalten, sowie unzählige lokale Turniere der Barone. Ein Ritter kann das Land durchstreifen und an vielen verschiedenen Turnieren teilnehmen. Wenn er sich als erfolgreich erweist, zieht er bald mit einem Gepäckzug aus Preisen wie Rüstungen, Schätzen und Schlachtrössern durchs Land und wird außerdem von vielen Bewunderern, Minnesängern, die in ihren Liedern seine Heldentaten preisen, Stallburschen und Knappen, die auf einen Platz in seinem Gefolge hoffen, begleitet.

Oft haben Turniere den Zweck, einen würdigen Ritter zu finden, um die Tochter eines Barons, eines Herzogs oder sogar des Königs zu ehelichen. Die Aufgabe eines Fahrenden Ritters könnte also durchaus im Gewinnen eines Turniers bestehen. Wenn der Preis eines Turniers nicht in der Hand einer Dame oder dem Besitz einer Burg und der damit verbundenen Ländereien besteht, erhält der Sieger oft eine magische Waffe oder eine andere besondere Ehre.

Der Höhepunkt eines Turniers, das im Normalfall mehrere Tage andauert und rauschende Feste, Jagden und Trinkgelage beinhaltet, besteht natürlich in der Tjoste, auch Lanzenstechen genannt. Die Wettkämpfer fordern sich gegenseitig heraus und kämpfen auf dem Turnierplatz. Üblicherweise verwenden die Wettkämpfer stumpfe Lanzen, es sei denn, es handelt sich um einen Zweikampf der Ehre oder die Rivalität zwischen den beiden Teilnehmern ist außergewöhnlich groß! Trotz dieser Tatsache besteht immer die Gefahr, dass sich die Teilnehmer beim Sturz vom Pferd ernsthaft verletzen. Manchmal tragen die Ritter ihre Turniere in Gruppen aus, so dass ihre Kämpfe beinahe wie eine kleine Schlacht wirken. Auf diese Weise erhalten die Ritter ein hervorragendes Training und bleiben immer auf dem Höhepunkt ihrer kämpferischen Leistungsfähigkeit.

Nach alter Sitte reiten die jungen Fahrenden Ritter während der Turniere an den Zuschauerständen vorbei und erbitten die Günste der Damen. Diese Günste sind natürlich eher der weltlichen denn magischer Natur! Die Damen befestigen verschiedene Teile ihrer Kleidung an den Lanzen der Ritter. Je mehr das männliche Verhalten und die Tapferkeit eines Ritter die Dame beeindrucken, desto intimer ist auch das Kleidungsstück, das sie an seiner Lanze befestigt. Dementsprechend frieren auch einige Damen während der Wettkämpfe im Winter. Wenn der Ritter seine Kämpfe gewinnt, kann er sich aufgrund seiner Ehre dazu verpflichtet sehen, die Dame zu heiraten! All diese Geschichten ergeben natürlich guten Stoff für derbe Lieder, die nach den Turnieren an den Festfeuern von Minnesängern lauthals vorgetragen werden.

 

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